Ende letztes Jahres kontaktierte mich eine ehemalige Arbeitskollegin. Ihre Oma war im Pflegeheim und wurde palliativ betreut. Sie wünschte sich eine kleine Begleitung mit der ganzen Familie, um die gemeinsamen Momente noch festhalten zu können.

Eine Familienreportage ohne kleine Kinder. Ohne Babybauch.

Normalerweise begleite ich ja (werdende) Eltern mit mehr oder wenig kleinen Kinder. Und ja, es ist anders, eine reine Erwachsene Gruppe zu begleiten.

Aber auch hier, es geht darum, Erinnerungen zu  kreieren. Details festzuhalten. Verbindungen. Liebe. Zärtlichkeiten. Gewohnheiten dokumentieren. Familie erzählen.

Manchmal wird es plötzlich zu spät, um jemanden etwas zu schreiben oder sagen. Das musste ich mich vorletztes Jahr wieder vor Augen führen und schmerzhaft persönlich erfahren.

Ich habe hier eine Familie begleitet und für zwei Töchter noch Bilder mit ihrer Mutter gemacht. Für drei Enkel und Enkelinnen Erinnerungen an ihre Oma erschaffen. Für eine Frau, Mutter und Grossmutter, die Liebe und Nähe ihrer Familie festgehalten.

Es sind zwei lustige, zarte, liebevolle Stunden gewesen! Trotz Schneeregen und Schneesturm (zum Glück erst, als wir wieder im Inneren waren).

Wir haben uns beim Heim getroffen. Die zwei Töchter haben ihres Mami abgeholt und geholfen, sich für einen kleinen Spaziergang parat zu machen. Dann haben wir die ganze restliche Familie getroffen und sind für eine kurze Runde im Dorf losgelaufen.

Als wir bei einem kleinen Hof vorbeiliefen, schauten zwei Pferde ganz interessiert zu uns. Die Begegnung mit den zwei Riesen war ganz berührend und still. Zarte Blicke und feine Berührungen… und ein Lächeln machte sich bei ihrem Gesicht breit.

Am Schluss haben wir noch Kaffee und Kuchen im Heim genossen, bevor es für alle Zeit wurde, nach Hause zu fahren.

Die Mama bleibt immer die Mama. Und Kind bleibt man immer, auch wenn man selber Kinder hat.

Wir haben nach der Reportage noch schöne Wandbilder anfertigen lassen. Als diese bei mir ankamen und parat für die Übergabe waren, teilte mir meine Kollegin mit, dass ihr Oma für immer eingeschlafen sei. Voll Emotionen konnte ich ihr die Prints persönlich überreichen und sie fest drücken. Später schrieb mir „Danke Simona, die Bilder haben heute so gut getan. Alle haben losgeheult aber es tat so gut, ihr Strahlen zu sehen. So wollen wir sie in Erinnerung behalten.“

Es ist nicht ganz einfach zu beschreiben, welche Emotionen bei solchen Momenten hochkommen. Es ist eine Mischung aus tiefer Dankbarkeit und Trauer.

Bilder sind eben nicht nur einfach Bilder. Ich bin so dankbar, durfte ich diese Familie begleiten und ihnen greifbare Erinnerungen mit auf den Weg geben.