Ich sitze hier am Schreibtisch, anfangs März 2022, und habe extrem Mühe, mich zu konzentrieren. Obwohl ich weiss, dass ich mich auch schützen sollte, schweifen mein Blick und meine Aufmerksamkeit alle Paar Minuten in Richtung Berichterstattung des Krieges in der Ukraine.

Ich schwanke zwischen „alles, was ich machen soll und was ich grad am tun bin, ist so unbedeutend“ und „das Leben darf weitergehen, ich darf mich um mich, mein Glück und das meiner Umgebung kümmern. Ich darf alles machen, was dazu beiträgt, dass meine kleine Welt friedlich bleibt, dass meine Kinder als friedliche und glückliche Menschen heranwachsen.“

Ich kann mich informieren und helfen, und trotzdem nicht komplett versinken. Aber die Balance zu halten ist grad enorm schwer.

Dann plötzlich denke ich… das, was ich mache, hat wohl doch eine Bedeutung.

Was ich mache ist, Erinnerungen für die Personen und Familien festzuhalten. Momente einzufrieren. Emotionen sichtbar zu machen und somit zu verewigen.

„If you think photos are not important wait until they are all you have left.“

Missy Mwac

Es muss nicht unbedingt etwas Tragisches passieren, damit es einem bewusst wird, dass Fotos wichtig sind. Es kann auch einfach sein, dass man plötzlich erkennen kann, wie wertvoll ein ganz normaler Tag im Leben ist.

Eine Mutter schrieb mir, nachdem ich ihr ihre Bilder und Alben geschickt hatte: „Ich habe ständig das Gefühl, wir hetzen durchs Leben, von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde und habe ein schlechtes Gewissen. Der Tag mit dir hat mich alles wieder ein wenig durch eine Slow Motion Linse sehen lassen, uns von außen betrachten lassen. Die Fotos und gerade die haptischen Produkten zeigen auch, dass da ganz viel Zeit ist, die jetzt ist, die eben nicht schneller geht als die Zeit anderer. Da ist Zeit für lachen und Blicke und Liebe und Gesten und Berührungen, für uns. Es ist unsere Zeit als Familie, jetzt, und deine Zauberbilder haben diese Zeit ein wenig eingefangen und verewigt. Was heißt “ein wenig” – absolut! Danke dir.“

Ich möchte dich nun hier bei einer meinen Ganztagesreportage mitnehmen.

Ein ganz normaler Tag, bei dem die grösseren Kinder zur Schule und Kindergarten gegangen sind und der Papa im Homeoffice gearbeitet hat. Bei dem gekocht und gegessen wurde. Gespielt, gelacht, gekuschelt, gestritten und geweint wurde. Ein ganz normaler und gleichzeitig ganz einzigartiger Familientag.

Hier siehst du übrigens nur eine winzig kleine Auswahl an Bilder, die an dem Tag entstanden sind. Ich hätte noch so so viel mehr zeigen wollen, aber dann würde die Seite tonnenschwer werden.

Der Gedanke, sich einen ganzen Tag lang mit der Kamera begleiten zu lassen, kann abschreckend wirken…

Aber je länger ich bei einer Familie bin, desto spontaner und entspannter alle werden. Desto mehr „verschmelze“ ich mit der Umgebung. Es entstehen ganz spezielle, authentische Bilder, die auch die klitzekleinen Momente abbilden, die so viel in sich tragen. Es gibt so viel Emotionen in den Momenten „zwischendurch“.

Es muss nicht immer laut und bunt und aussergewöhnlich sein. Du kannst plötzlich entdecken, wie magisch und voller Liebe diese kleine Momente sein können.

Und davon haben wir meistens eine ganze Menge, jeden Tag. Ist das nicht magisch?